Neue Bleibe für internationale Parksanierer
Jugendbauhütte-Wohngemeinschaft zieht in WIS-Wohnungen
09.02.2022
„Es ist das Jahr der Umzüge“, sagt Albert fröhlich. Er und seine Teamkameraden der Internationalen Jugendbauhütte sind auf dem Weg zu einer umgestürzten Buche im Schlosspark Altdöbern. Begleitet werden sie von Landschaftsarchitekt Stefan Hohmann und Landschaftsgärtnerin Julia Weimann. Jene sind für das Projekt in Altdöbern verantwortlich. Stefan Hohmann erklärt den fünf jungen Leuten, was sie demnächst mit dem rund vier Meter hohen Wurzelballen tun werden. „Wir wünschen uns, das Wurzelwerk komplett freizuspülen, um eine Wurzelanalyse durchführen zu können“. Mit den Erkenntnissen möchten die Denkmalpfleger zum Erhalt der anderen 200-jährigen Bäume im Park beitragen. Die beim letzten Sturm umgestürzte Buche stammt aus dem Jahr 1880. „An deren Stelle werden wir eine neue pflanzen“, erzählt Stefan Hohmann.
An der gesamten Planung und Durchführung zur Beseitigung des alten Baumes sowie an der Neupflanzung sind fünf junge Männer im Alter zwischen 19 und 21 Jahren beteiligt. Sie absolvieren in Altdöbern ein „Freiwilliges Soziales Jahr in der Denkmalpflege“. Auch die Organisation der beiden aktuellen Umzüge gehört zu ihren Aufgaben. „Dabei lernen die jungen Erwachsenen mit Zeichnungen umzugehen, Aufmaße zu machen und mit Handwerksgeräten wie Bohrmaschine etc. zu arbeiten“, so der Projektverantwortliche Stefan Hohmann. Der erste Umzug ist nahezu abgeschlossen: Die neue Einsatzstelle der Jugendbauhütte befindet sich jetzt im Gutshaus des Schlossensembles – früher war sie im Schwedenhaus untergebracht. „Hier besprechen wir morgens, was am Tage zu tun ist“, verrät Jan aus Düsseldorf.
Derzeit hat der zweite Umzug in die drei neuen Wohnungen in der Turnstraße oberste Priorität. Zur Verfügung gestellt und saniert wurden jene von der WIS Wohnungsbaugesellschaft im Spreewald mbH. „Mit einem Sondermietpreis möchten wir das besondere Projekt der Internationalen Jugendbauhütte in Altdöbern weiterhin unterstützen“, bekräftigt Michael Jakobs, Geschäftsführer der WIS. „Einen so schönen, weitläufigen Schlosspark im Ort zu haben, ist für die Bewohner und natürlich für die Gäste Altdöberns ein wahrer Schatz und dient der Erholung. Darum beteiligen wir uns auch gern, wo wir können, um das Areal und das Projekt zu unterstützen.“ Mieter der Wohnungen ist die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die Träger der Jugendbauhütten ist.
Die Internationale Jugendbauhütte ist seit 2009 im Altdöberner Park tätig. Junge Leute leisten jeweils für ein Jahr einen Freiwilligendienst. Zum einen übernehmen sie die Gartendenkmalpflege, im dem sie sich um Wege, Bänke und Rabatten, Neuanpflanzungen kümmern. Damit sorgen sie dafür, dass der Park schön bleibt. Zum anderen beschäftigen sich die jungen Menschen an praktischen Beispielen, wie die erwähnte umgestürzte Buche, mit dem Klimawandel und Umweltproblematiken. Mit dem gewonnenen Wissen begegnen sie den zukünftigen Auswirkungen des Klimas auf die Landschaft. „Seit zwölf Jahren arbeiten wir so sehr innovativ für die dauerhafte Erhaltung des Parks. Wir wollen dieses Juwel retten – für die Bevölkerung“, so Stefan Hohmann.
Seit jeher pflegt die Internationale Jugendbauhütte in Altdöbern engen Kontakt zu den Vereinen im Ort sowie zur Gemeinde und zum Amt. „Die jungen Leute mit ihren grünen Latzhosen gehören für die Einwohner zum normalen Bild im Ort und werden aufgrund ihrer Leistungen wertgeschätzt“, freut sich Hohmann. Die jungen Parksanierer werden meist von Julia Weimann, Fachanleiterin vor Ort begleitet. Sie alle sind begeistert von ihrem tollen Arbeitsplatz im Freien. „Wenn es regnet, gibt es auch Aufgaben die drinnen zu erledigen sind“, verrät Erik. „Aber natürlich haben wir auch wetterfeste Kleidung, da macht uns ein Schauer nichts aus.“ Der 21-Jährige absolviert das freiwillige Jahr zu Überbrückung, bis zum Start seiner Ausbildung. „Ich wollte etwas Sinnvolles machen. Es ist cool, sich hier zu engagieren.“ Albert interessiert sich speziell für die gärtnerischen und landschaftsplanerischen Arbeiten im Park. Neben den drei nationalen Teilnehmern, sind mit Kasim und Adrian aktuell zwei internationale Jugendliche im Team. Zwei weitere werden noch erwartet. „Die Pandemie macht einiges herausfordernder“, umschreibt Stefan Hohmann. Kasim aus der Türkei und Adrian aus Spanien sprechen gut Deutsch, freuen sich ein anderes Land und deren Kultur kennenzulernen sowie auf die Arbeit im Park. Alle fünf scheinen sich bereits gut angefreundet zu haben.
Im Park sind sie individuell oder als Großgruppe tätig – je nach zu erledigender Aufgaben. „Das sie bei uns in Altdöbern außerhalb der Arbeit auch als Wohngemeinschaft zusammenleben, ist schon etwas Besonderes und fördert den Zusammenhalt“ ist sich Stefan Hohmann sicher.
Derzeit ist noch ein Platz frei. Wer Interesse an einem Freiwilligen Sozialen Jahr in der Denkmalpflege hat, kann sich bei der Gemeinde Altdöbern oder bei der Internationalen Jugendbauhütte Gartendenkmalpflege, Internationale Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd), LV Brandenburg e.V in Potsdam melden. „Der Arbeitsplatz im Schlosspark spricht eigentlich schon für sich. Die Jugendlichen mögen zudem die umliegenden Badeseen, die Natur, die Freizeitmöglichkeiten im Spreewald und im Lausitzer Seenland sowie die Nähe zu Großstädten wie Berlin, Dresden oder Leipzig“, berichtet Julia Weimann aus Erfahrung. Junge Leute aus 15 Nationen konnten Stefan Hohmann und sie in Altdöbern schon begrüßen. Dass jene ihre neuen Wohnungen diesmal selbst einrichten, z.B. gerade eine 18 Jahre alte Einbauküche am alten Standort abgebaut, restauriert und nun neu aufgebaut haben, erfüllt die fünf sympathischen jungen Leute mit Stolz. Sie freuen sich auf ihren Einzug und auf gemeinsame Abende in ihrem Gemeinschaftsraum.
Anmerkung: Im obigen Text wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit ausschließlich die männliche Form verwendet. Sämtliche geschlechtsspezifischen Bezeichnungen beziehen sich jedoch immer gleichermaßen auf alle Geschlechter.