Jeder sollte ein bisschen Rücksicht nehmen
Tipps zur Sicherheit im Straßenverkehr im WIS-Seniorenprogramm
13.06.2025
„Ich finde solche Veranstaltungen gut. Es gibt so viele neue Verkehrsschilder und wann haben wir alle unseren Führerschein gemacht?“, meint Helmut Felix nach der Verkehrsteilnehmerschulung im Haus der Harmonie. Rund 30 Leute sind der Einladung im Rahmen des Seniorenprogramms der WIS Wohnungsbaugesellschaft im Spreewald mbH gefolgt.
Karl-Heinz Böhme, Moderator bei der Kreisverkehrswacht OSL zeigte sich erfreut über die starke Zuhörer-Resonanz: „Zu manchen Veranstaltungen kamen nur zwei Leute. Aber heute hat das richtig Spaß gemacht.“ Seit 17 Jahren schult er Gruppen zum Thema Verkehrssicherheit, beispielsweise in Schulen, bei Motorsportclubs oder eben auch Senioren. Zuvor war er beruflich bei der Verkehrs- und Revierpolizei tätig. Humorvoll, dennoch sehr umfang- und lehrreich frischt er Wissen im und zum Straßenverkehr auf. Noch. „Es gibt einfach keine Freiwilligen mehr, die in unserem Verein mitmachen wollen, darum ist voraussichtlich zum Ende des Jahres Schluss“, bedauert Karl-Heinz-Böhme.
Unfälle lassen sich vermeiden
Nicht weniger motiviert gibt er in eineinhalb Stunden nochmals wichtige Tipps und Hinweise: Unfälle passieren oft durch Ablenkung im Auto, Medikamenten- oder Alkoholeinfluss. „Also bitte den Beipackzettel genau lesen, die Hinweise zur Fahrtüchtigkeit stehen meist am Ende“, empfiehlt er, „und ganz einfach, wer fährt, trinkt nicht!“ Regelmäßig den Augenarzt aufzusu-chen, gerade bei Einschränkungen des Sichtfeldes im Alter rät er ebenfalls. Fußgänger können sich selbst im Straßenverkehr schützen, indem sie keine unerwarteten Bewegungen zur Seite oder über die Straße machen sowie bequeme Schuhe tragen, in denen sie einen festen Halt haben. Das Überqueren der Straße sollte an Ampeln oder Fußgängerüberwegen erfolgen, wobei auch hier gründlich nach links und rechts zu schauen ist. „Ältere Menschen verunglücken seltener, aber ihr Verletzungsrisiko ist höher“, mahnt der Verkehrswachtmoderator. Ordentlich diskutiert haben die Senioren zu den Vorfahrts- und Verhaltensregeln am Kreisverkehr. „Wer im Kreisverkehr ist hat Vorfahrt, beim Rausfahren ist zu blinken und auf die die Fahrbahn überquerenden Fußgänger zu achten – so will es die Straßenverkehrsordnung.“
Achtung Radfahrer
Oft seien auch Radfahrer im Straßenverkehr gefährdet, vor allem in größeren Städten passieren viele „Dooring-Unfälle“ – plötzlich aufgehende Autotüren bringen Radfahrer zu Fall. Autofahrer seien hier explizit in der Pflicht, für andere Verkehrsteilnehmer Sorge zu tragen. Wenn sie am Straßenrand parken müssen sie sich vergewissern, dass niemand am Auto vorbeikommt ehe sie die Tür öffnen. Ideal sei der sogenannte „holländische Griff“, das heißt der Fahrer öffnet seine Autotür mit der rechten Hand. So drehen sich Körper und Blick automatisch über die linke Schulter. In den Niederlanden wird dieser Griff in der Fahrschule gelehrt. Zusätzlich sollten sich Autofahrer im Seitenspiegel vergewissern, ob die Fahrbahn nebenan frei ist. Radfahrer ihrerseits sind angehalten parkende Autos in einem Abstand von 80 bis 100 Zentimeter zu passieren, wo es machbar ist. Sollte es doch einmal zu einem Zusammenstoß kommen, hat der beteiligte Autofahrer unbedingt seine Kontaktdaten zu hinterlassen. „Sich lediglich zu erkundigen, ob alles in Ordnung sei, ist nicht ausreichend und gilt trotzdem als Fahrerflucht. Oftmals werden körperliche Schäden erst im Nachhinein bemerkt.“ Im Schockmoment des Zusammenpralls, verdrängt das Gehirn Schmerzen oft, um sich auf die unmittelbare Gefahrensituation zu konzentrieren.
Moderne Elektrofahrgeräte nicht auf der Straße
Auch für jüngere Verkehrsteilnehmer hat Karl-Heinz Böhme Hinweise: Hoverboards, Airwheels und Segway E-Scooter sind nicht für die Straße zugelassen. Wenn Oma oder Opa einen Behindertenparkausweis besitzen, darf dieser nur zum Parken genutzt werden, wenn die im Ausweis verzeichnete Person auch mit an Bord ist. Blitzer-Apps sind verboten, bei Verstoß drohen 75 Euro Bußgeld und 1 Punkt „in Flensburg“. Darüber hinaus wird empfohlen sogenannte ICE-Nummern im Handy zu speichen. ICE steht für „in case of emergency“ – und gibt an, welche Person im Notfall anzurufen ist.
Helmut Felix verlässt die Schulung zufrieden und bleibt weiter über seinen Enkel auf dem Laufenden: „Er geht gerade zur Fahrschule.“ Auch Gisela Müller ist ihrer Tochter dankbar für die Anmeldung bei der Verkehrsteilnehmer-Schulung: „Es war sehr interessant, gerade die Hinweise zum Autotür öffnen bei vorbeifahrenden Radfahrern.“ Der Verkehrswacht-Moderator ist überzeugt, „wenn jeder bloß ein bisschen Rücksicht nehmen würde, wäre es im Straßenverkehr schon viel sicherer.“ Weitere Veranstaltungen des WIS-Seniorenprogramms sind unter www.hdh-spreewald.de abrufbar.
Anmerkung: Im obigen Text wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit ausschließlich die männliche Form verwendet. Sämtliche geschlechtsspezifischen Bezeichnungen beziehen sich jedoch immer gleichermaßen auf alle Geschlechter.